23.5.: Mehr als 100 Vereine richten diesen dringenden Appell an die Grazer Stadtregierung und Steirische Landesregierung:
Sehr geehrte Grazer Stadtregierung,
sehr geehrte Steiermärkische Landesregierung,
Mit diesem dringenden Appell richten wir uns als kulturelle Institutionen mit mehrjährigen Förderverträgen an Sie als Verantwortliche seitens der Stadt Graz und des Landes Steiermark. Die Zukunft der steirischen und Grazer Kulturlandschaft steht auf dem Spiel!
Wir haben Ihnen vor einigen Monaten mit unseren Dreijahresprogrammen ein Angebot gemacht. Mit unseren Ideen und Produktionen versorgen wir die steirische Bevölkerung sehr gerne auch in den nächsten Jahren mit einem vielfältigen und qualitätsvollen Kulturangebot. Wir sind hoch motiviert, die Steiermark weiterhin zu einer international geschätzten Kulturregion zu machen, die sich durch regionale wie internationale Festivals, Kunstprojekte, Ausstellungen, Literaturveranstaltungen,Theater- und Konzertsaisonen auszeichnet. Wir bedienen ein Publikum aus allen Schichten und Gesellschaftsbereichen.
Wir bilden das Rückgrat der steirischen bzw. Grazer Kunst- und Kulturszene. Mit unserer Arbeit entsteht die Vielfalt und Lebendigkeit des Kulturlebens jenseits der großen Institutionen. Mit unseren Spielstätten und Produktionsräumen schaffen wir Strukturen für den kulturellen Nachwuchs und die Vermittlung von Kulturarbeit. Wir bieten niederschwellige Begegnungsorte und entwickeln unser Programm im direkten Austausch mit dem Publikum. Wir stehen für Unterhaltung genauso wie für den kritischen gesellschaftlichen Diskurs. So tragen wir zu jenem innovativen, kulturellen Klima in der Steiermark bzw. seiner Landeshauptstadt bei, für das unser Bundesland national und international bekannt ist.
Mit unserer Arbeit schaffen wir hunderte Arbeitsplätze, beauftragen Einzelkünstler:innen aller Sparten, sind in die verschiedensten gesellschaftlichen Szenen und Branchen hinein vernetzt und sind laut Studien wesentlicher Motor der wirtschaftlichen Entwicklung von Graz und der Steiermark. Was wären Technikverleihfirmen, Musikstudios, Druckereien,
Veranstaltungsräume, Grafiker:innen, Hotels usw. ohne unsere Arbeit? Was passiert mit all den freischaffenden Gewerbetreibenden, die von unserer Szene abhängig sind?
Gerade erst haben wir uns vom verheerenden kulturellen Stillstand durch die Pandemie erholt, schon droht uns erneut ein Kahlschlag durch Kürzungen bzw. fehlende Valorisierung. Das “kulturelle Ökosystem” droht zu kippen. Unser Sektor ist ohnehin bereits einer der prekärsten in unserer Gesellschaft. Die Budgets, mit denen wir arbeiten, sind klein. Ohne Idealismus lässt sich kaum eine kulturelle Initiative betreiben. Armut – besonders die Aussicht auf Altersarmut – ist bei uns kein Fremdwort. Weitere Einschnitte in unsere Budgets werden daher fatale Folgen haben. Selbst eine zeitlich begrenzte Kürzung der Kulturförderungen richtet irreversiblen Schaden an. Initiativen werden zusperren, Künstler:innen ihre Karrieren beenden, viele werden arbeitslos, andere abwandern, ein Brain Drain ist zu befürchten.
Dabei sehen wir die Gefahr der Entstehung einer Zweiklassen-, wenn nicht sogar Dreiklassen-Kultur. Der Gap zwischen den Beteiligungen und dem unabhängigen Sektor wird immer größer. Gleichzeitig geraten Künstler:innen und Initiativen, die von Projekt- und Jahresförderungen abhängig sind, gegenüber jenen mit Dreijahresverträgen ins Hintertreffen.
Wir fordern:
+ eine Erhöhung der Kulturförderbudgets zur Deckung des Förderbedarfs
+ keine Almosenpolitik, keine Notfalls-Bedeckungen aus anderen Ressorts, sondern eine strukturelle Verbesserung unserer Arbeitsbedingungen
+ eine vertragliche Verankerung der Valorisierung
+ eine Weiterführung des Bestrebens nach gerechter und adäquater Bezahlung und eine Integration von Fair Pay in die reguläre Förderstruktur
+ eine Redimensionierung von repräsentativen Prestigeprojekten bzw. von Förderungen im kommerziellen Bereich (städtische und regionale Großevents), um Mittel für das Überleben des Freien Kulturbereichs freizumachen. Solidarität der großen Tanker gegenüber den prekärsten Playern!
+ eine Sicherstellung von ausreichenden Projekt- und Basisförderungen für jene, die keine mehrjährigen Verträge haben
+ ausreichend Vorlauf und rechtzeitige Kommunikation von Fördersummen, sodass wir seriös planen können
+ Begutachtung unserer Ansuchen durch fachkundige, parteiunabhängige Gremien ohne die Beteiligung von Rechtsextremen
+ Definition eines demokratischen und transparenten Auswahlverfahrens für Mitwirkende in Prüfgremien
Wir wissen, dass die Kommunen und Länder vor großen budgetären Herausforderungen stehen. Gleichzeitig muss verhindert werden, dass grundlegende, über viele Jahrzehnte aufgebaute Strukturen zerstört werden. Schon geringe Kürzungen bringen die Existenz freien Kulturlebens in Gefahr und gefährden die Szene nachhaltig. Das Einsparungspotential im Freien Kulturbereich ist gering, die Wirkung von Kürzungen aber immens. Wir bitten Sie daher, die nötigen Schritte gegen den drohenden kulturellen Kapitalschaden einzuleiten. Wir stehen für Gespräche im Rahmen von #kulturlandretten gerne zur Verfügung und erwarten
einen positiven Ausgang derselben.
Unterzeichnet im Namen von #kulturlandretten von folgenden Institutionen:
Afro-Asiatisches Institut Graz
Akademie Graz
Art Mine
Artikel 7 Kulturverein für Steiermark Pavelhaus
ausreißer
aXe Graz
CAMERA AUSTRIA
Cantando Admont
CCW
Cinema Talks Filmfestival
CLIO
culture unlimited
Das ANDERE Heimatmuseum
das andere Theater
Das Planetenparty Prinzip
Diagonale – Festival des österreichischen Films
Die Rabtaldirndln
Dramatiker|innenfestival
Drehbuchwerkstatt
Elevate Festival
esc medien kunst labor
Follow the Rabbit
Forum Stadtpark
Future Icons
Grazer Kunstverein
Greith Haus
Grrrls Kulturverein
Halle für Kunst Steiermark
hotelpupik
IG Kultur Steiermark
IMPULS – Verein zur Vermittlung zeitgenössischer Musik
Initiative Kunstverleih
InTaKT – inklusives Tanz-, Kultur- und Theaterfestival
InterACT-Werkstatt für Theater und Soziokultur
Internationale Bühnenwerkstatt
Internationale Sommerakademie für Theater
ISOP Innovative Sozialprojekte
Jazzfestival Leibnitz
Jugend-Literatur-Werkstatt Graz
Jugend- und Kulturzentrum Explosiv
La Strada
LeibnitzKULT
Literaturhaus Graz
KiG! Kultur in Graz
KIZ RoyalKino
Klanghaus Untergreith
KOMMST Festival
Kulturinitiative Kürbis Wies
Kulturverein SUBLIME
Kulturverein Weiz
Kulturvermittlung Steiermark
KuKuK – Regionales Theaterfestival für junges Publikum in der Steiermark
kunstGarten
Kunsthalle Graz – Verein für zeitgenössische Kunst
Kunsthaus Muerz
Lichtungen – Zeitschrift für Literatur, Kunst und Zeitkritik
Literaturverlag Droschl
manuskripte
Mezzanin Theater
mur.at
Museum der Wahrnehmung MUWA
Neue Hofkapelle Graz
next – Verein für zeitgenössische Kunst
open music
perspektive – hefte für zeitgenössische literatur
puppille – Verein zur Förderung der Theaterkultur
QL-Galerie
Radio Helsinki
Roter Keil
< rotor > Zentrum für zeitgenössische Kunst
Schallfeld Ensemble
Schaumbad
Slam Kollektiv Graz
spleen – Internationales Theaterfestival für junges Publikum
Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik
Steirische Kulturinitiative
Steirische Stifts- und Schlosskonzerte
Steirisches Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur
STOCKWERKJAZZ
STRADEN AKTIV
Styrian Association for New & Improvised Music
Styrian Summer Art
Tanz Graz
Theater am Lend
Theater am Ortweinplatz
Theater Asou
Theater Bluatschwitzblackbox
Theater Feuerblau
Theater im Bahnhof
Theater im Keller
Theater Quadrat
Theaterhaus
Theaterland Steiermark
theaterzentrum deutschlandsberg
THEO Theater Oberzeiring
uniT
Vitamins of Society
Verein Akrosphäre
Verein CHIALA
Verein GAT
XENOS
Die Kleine Zeitung berichtete.